Der vermeintliche Unterschied zwischen Make-up Artists und Visagisten

Unterschied Make-up Artist Visagist
Ich wollte schon lange einen Artikel zum Unterschied zwischen einem Make-up Artist und Visagisten schreiben, da ich im Gegensatz zu vielen dazu eine andere Meinung vertrete. In diesem Blogbeitrag erfährst du, was die geläufige Meinung ist und wie ich die Unterscheidung finde.

Inhaltsverzeichnis

Die geläufige Meinung und warum ich diese nicht sinnvoll finde

Wenn du “Unterschied Make-up Artist Visagist” googlest, findest du eine Reihe von Artikeln, die im Prinzip alle das Gleiche sagen: Eine Visagistin arbeitet hauptsächlich im Privatkundenbereich und lernt deshalb in der Ausbildung nur die Basic Make-up Techniken.

Ein Make-up Artist wird eher für Fotoshootings, für den Laufsteg oder andere Jobs gebucht, die im B2B Bereich liegen. Daher fällt die Ausbildung auch umfangreicher aus und beinhaltet Themen wie Special Effects, verschiedene Augen- und Gesichtsformen, Editorial Make-up oder Ähnliches.

Natürlich brauchst du diese speziellen Kenntnisse nicht, wenn du nur Privatkunden für Fotoshootings oder Events stylst. Trotzdem finde ich es etwas gemein zu sagen, dass Visagisten laut dieser Unterscheidung viel weniger können bzw. wissen müssen als Make-up Artists.

Denn gerade die Arbeit mit „normalen“ Menschen ist anspruchsvoller als das Schminken von Models, die in der Regel eine perfekte Haut, straffe Augen und volle Lippen haben. Um das Beste aus jedem herauszuholen, ist ein gutes Verständnis von unterschiedlichen Augen- und Gesichtsformen und den dazu passenden Schminktechniken in beiden Fällen unerlässlich.

Meine Meinung zum Unterschied zwischen Make-up Artists, Visagisten und Maskenbildnern

Ich persönlich bin sogar der Meinung, dass es eigentlich keinen Unterschied gibt. Der einzige Unterschied ist für mich, dass Make-up Artist der englische und Visagist der französische Begriff ist.

Im Englischen gibt es schließlich auch keine Unterscheidung: Da sind alle Make-up Artists, egal für welche Jobs sie hauptsächlich gebucht werden.

Ich benutze beide Begriffe deshalb als Synonym. Außerdem werde ich auf Call Sheets fast nie als Make-up Artist, sondern als Visagist oder oft auch “Maske” aufgeführt. Maske kommt von Maskenbildner, was der einzig wirklich deutsche Begriff von allen ist. Da ein Maskenbildner aber im Gegensatz zu einem Visagisten oder Make-up Artist ein staatlich anerkannter Beruf ist, ist der Unterschied hier ganz klar.

Die Ausbildung zum Maskenbildner dauert nämlich 1-3 Jahre und beinhaltet das Erstellen von Perücken, anderen Haarteilen sowie plastischen Körper- und Gesichtsteilen.

Wie sich die Unterscheidung auf Make-up Ausbildungen auswirkt

Trotzdem haben sich bei uns im deutschsprachigen Raum diese beiden Begriffe und die unterschiedliche Bedeutung etabliert. Das sieht man vor allem am Angebot von Visagisten und Make-up Artist Ausbildungen.

Die Ausbildung für Visagisten geht oft nur 4-6 Wochen und deckt die grundlegenden Kenntnisse zu Tages, Abend oder Event Make-up ab.

Eine Ausbildung zum Make-up Artist wird gern auch mal mit einem fancy Namen wie “international Make-up Artist” betitelt und kann bis zu einem Jahr dauern. Am Ende werden allerhand Diplome mit verschiedenen Bezeichnungen vergeben. Du solltest aber wissen, dass diese für deinen Erfolg nicht ausschlaggebend sind. Die einzigen Male, dass ich mein Make-up Artist Zertifikat wirklich genutzt habe, war um mir Pro Rabatte für Make-up Produkte zu sichern.

Warum Gesichts- und Augenformen für Visagisten nicht nötig sein sollen, ist mir allerdings schleierhaft. Auch bei einem Event Make-up sollte wie gesagt die Gesichtsform beachtet und der Lidschatten passend zur Augenform aufgetragen werden.

Dennoch: Für alle, die bereits von vornherein wissen, dass sie “nur” Privatkunden schminken wollen, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass es die Möglichkeit einer kürzeren Ausbildung gibt. 

Ich denke aber auch, dass mit dem künstlichen Ausschmücken von Make-up Artist Ausbildungen oft nur ein deutlich teurer Kurs verkauft werden soll und die Schüler im Endeffekt viele Make-up Looks üben, die sie niemals brauchen werden.

Kein staatlich anerkannter Beruf: Die Vor- und Nachteile

Dass sich im Prinzip jeder Visagist oder Make-up Artist nennen darf, hat seine Vor- und Nachteile.

Der Vorteil ist zum einen, dass Leute wie ich Kurse anbieten können und andere “ausbilden” dürfen. Außerdem könntest du dir auch alles selbst beibringen und dich ganz ohne Ausbildung oder Kurs selbständig machen.

Ein Nachteil ist, dass durch die fehlenden Qualitätsstandards große Unterschiede entstehen und Kunden nicht sichergehen können, dass der Dienstleister, den sie buchen, auch wirklich etwas von seinem Handwerk versteht.

Hinzu kommt, dass es keine Institution gibt, die sich für die Bedürfnisse von Make-up Artists einsetzt. In einer Situation wie jetzt, in der es Arbeitsverbot gibt, kann das zu großer Unsicherheit führen.

Im Gegensatz zu Kosmetikern, Friseuren oder Tattoowierern werden wir Make-up Artists nämlich nie explizit genannt, sondern müssen uns selbst informieren und werden oft einfach zu den Kosmetikern gezählt, obwohl unsere Tätigkeit eine völlig andere ist.

Es ist wirklich schwierig, konkrete Aussagen darüber zu treffen, was für uns momentan erlaubt oder unerlaubt ist. Cassie hat versucht für ihren Blog auf imamua.de im April 2020 anhand von Veröffentlichungen des BGW und des Staatsministeriums Regelungen für Make-up Artists abzuleiten.

Edit: Mittlerweile haben wir einen Verein für Make-up Artists gegründet! Yaaaaay! IMAMUA soll als zentrale Anlaufstelle für Make-up Artists dienen und sich für die Belange einsetzen. Werde jetzt Mitglied und trag dazu bei, dass unser Beruf gestärkt wird.

Schreib mir in die Kommentare, was deine Meinung dazu ist! Gibt es für dich einen Unterschied zwischen einem Make-up Artist und einem Visagist oder siehst du es genauso wie ich?

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Alexandra

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9 Antworten

  1. Ich bin voll deiner Meinung! Obwohl ich als Ungarin das Wort ‚Visagist‘ schon lange kenne, gibt es immer noch Leute in meinem Umfeld( in Österreich), die keine Ahnung haben, was es sein soll.(selbst mein Mann kommt damit nicht klar…) Aber wenn ich mich als Makeup Artist vorstelle, weiss jeder, was ich mache. Genau so in Ungarn. Da haben wir sogar ein eigenes Wort dafür, klingt aber bisschen abwerted (also bist du NUR sminkes=jemand, wer Schminke aufträgt). Und wenn ich ganz ehrlich bin, wenn jemand fragt, was ich arbeite, ist es deutlich einfacher MUA zu sagen, statt mehrere Runden laufen zu müssen um es zu erklären zu können.
    Ich wollte „nur“ an Privatkunden arbeiten, Braut Makeups, private Fotoshootings, Workshops reichen mir völlig aus. Bin sehr glücklich damit ‚Nurvisagistin‘ zu sein. 🙂

    1. sminkes hört sich da witzig an! Aber klingt tatsächlich sehr oberflächlich und abwertend. Dabei gehört ja so viel mehr dazu, als „nur“ schminken zu können 🙂
      Danke dass du das mit uns geteilt hast!

  2. Vielen Dank liebe Alex für deine Meinung zu diesem Thema.
    Ich finde die Unterscheidung schon lange totalen Unsinn, jedoch war ich bisher mit dieser Meinung eher alleine.
    Danke für deinen tollen Blog, ich starte meinen Tag inzwischen oft mit deinen neuen Blogposts zum Frühstück :).
    Liebe Grüsse aus der Schweiz,
    Nadja

    1. Wie cool, ein Kommentar aus der Schweiz 🙂
      Ich bin gespannt, ob noch mehr Leute unsere Meinung teilen. Vielen Dank für dein Kommentar und dein Feedback zu meinem Blog. Es macht 299485020 Mal mehr Spaß, wenn ich Rückmeldungen bekomme <3

  3. Ich sehe das genau so. Im Endeffekt benutzt Du den Namen, der Dir Esser gefällt. Das Schöne ist, wenn es Dein Traum ist. Dann kannst Du ihn Dir erfüllen 🙂 dazu lernen und sich fortzubilden, sollte für jeden selbstverständlich sein. Egal wie man sich nennt.

  4. Liebe Alex,

    es hat sich auch bei uns in Österreich eingebürgert, dass der Visagist „weniger kann“ und der Make up Artist das höchste Maß der Ausbildung ist. Das war ein Grund, warum ich von Anfang immer die Ausbildung zum Make up Artist machen wollte. Jetzt im Nachhinein gesehen, hätte „nur“ die Ausbildung zur Visagistin völlig gereicht. Aber man lernt ja nie aus – nicht mal wenn es darum geht, was man nicht unbedingt hätte lernen müssen ?
    PS: Deine Blogs sind suuuuper – danke dafür ? Ich fände es mal so cool, wenn du einen Blogpost über deine liebsten Produkte machen würdest ?
    Alles Liebe,
    Carmen Holy

    1. Erstmal vielen Dank für dein Feedback, super duper cool, dass dir mein Blog gefällt! Ich mache gerne mal einen Post über meine Lieblingsprodukte <3
      Dann ist ja bei euch genauso wie bei uns. Ich glaube aber, dass die Regelungen in Österreich sogar etwas strenger sind, was Abschlüsse angeht, besonders im Hairstyling Bereich, kann das sein?
      Ich weiß zumindest, dass man auf jeden Fall einen Friseurmeister braucht, um zum Beispiel für Film/Fernsehen zu arbeiten. Also zumindest kommt man ohne glaube ich schwerer an die Jobs.

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